Fakten
- Der Entourage-Effekt ist noch nicht ausgiebig erforscht, jedoch soll sich dies in naher Zukunft ändern.
- In zahlreichen Studien wird der Entourage-Effekt jedoch bereits untermauert, da Wirkungsweisen festgestellt wurden.
- Für einen guten Entourage-Effekt sollte man zu einem Vollspektrum-Extrakt greifen.
Cannabidiol (CBD) hat als hochwirksame Substanz der Cannabispflanze bereits vielen Menschen geholfen, wo andere Medikamente versagt haben. In einigen Fällen tritt außerdem noch ein weiterer Effekt auf, der Entourage-Effekt. Daher stellt sich hier die Frage, aus welchen Gründen wirkt eine geringe Dosis eines hochwertigen CBD-Öls besser als ein hoch dosiertes CBD-Isolat.
Was versteht man unter Entourage-Effekt?
Eigentlich handelt es sich beim Entourage-Effekt um einen klassischen Synergie-Effekt, also der Summe vieler einzelner Teile. Diesen Effekt findet man nicht nur bei CBD, sondern im ganzen Leben. Bei Hanf spricht man von dem Entourage-Effekt.
Keiner der einzelnen Inhaltsstoffe kann so wirksam sein, wie die Summe beim Zusammenspiel aller Inhaltsstoffe.
Was zählt zu den Bestandteilen der Hanfpflanze?
Dazu muss ein wenig weiter ausgeholt werden. Hanf oder auch Cannabis enthält eine Reihe von Wirkstoffen, die sich in unterschiedliche Gruppen aufteilen. Als besonders wirksam und bekannt gelten die Cannabinoide (Phytocannabinoide). Dazu zählen laut der Experten das CBD sowie das berühmte THC (Tetrahydrocannabinol), welches für den Rauschzustand bzw. die psychoaktive Wirkung verantwortlich ist. Bei CBD (Cannabidiol) handeltes sich um ein lipophiles Molekül, weshalb es sehr gut im Körper und auch im zentralen Nervensystem verteilt wird. In der Cannabisforschung sind bisher rund 140 Cannabinoide, unter anderem auch CBG (Cannabigerol), bekannt und ein Ende ist noch nicht absehbar.
Des Weiteren enthält die Hanfpflanze auch Terpene, die bei Weitem nicht so einzigartig wie die Cannabinoide sind. Terpene findet man in mehr als 2.000 verschiedenen Pflanzen, wo sie wichtige Aufgaben zu erfüllen haben. Diese Fähigkeiten der Terpene macht man sich schon lange zunutze. Man findet Terpene unter anderem als Kohlenstoff-Wasserstoff-Verbindung in verschiedenen Arzneien, in Kosmetikprodukten und als natürliches Pestizid. In der Industrie werden diese Terpene schon lange eingesetzt, denn sie verhindern die Entstehung von Schimmel und Bakterien. Dadurch werden Terpene zu einem guten Konservierungsmittel. Viele der Terpene sind sehr geruchsintensiv, sodass sie auch als Aromen, für den Geruch und für den Geschmack verantwortlich sind.
Was bewirkt den Entourage-Effekt?
Für den Entourage-Effekt sind zwei Gruppen oder auch elementar wichtige Bausteine in der Cannabispflanze verantwortlich:
- Cannabinoide
- Terpene
Diese beiden Bestandteile benötigen sich für eine bestmögliche Wirkungsweise gegenseitig. Der menschliche Organismus kann sie nur zusammen annehmen – man spricht dann vom Entourage-Effekt. Forscher arbeiten hieran noch nicht allzu lange, dennoch ist die Funktionsweise schon nachgewiesen.
Wie nützlich ist der Entourage-Effekt?
Immer mehr Menschen verstehen, warum CBD zu einer Förderung des Wohlbefindens beitragen kann. Da CBD mit dem Endocannabinoid-System in Interaktion geht, um dabei die Homöostase aufrechtzuerhalten und den Körper zu unterstützen, bietet CBD ein großes Potenzial, wenn es um die Gesundheit geht.
Gibt es Studien, die den Entourage-Effekt beweisen?
Schon vor Jahrzehnten hat man hierauf die ersten Hinweise gefunden. 1976 hatten Forscher die ersten Hinweise, dass THC und CBD zusammen anders wirken, als wenn die Pflanzenstoffe einzeln genutzt werden. Mehr als 20 Jahre später, nämlich 1999 hat der israelische Wissenschaftler R. Mechoulam dies eindeutig belegt. Man bezeichnet ihn daher auch als den Entdecker des Entourage-Effekts. Im Jahr 2010 hat der Wissenschaftler Russo die Erkenntnisse der Studie belegt, denn auch er hat festgestellt, dass sich die Einnahme der beiden Wirkstoffe des Hanfes gegenseitig beeinflussen.
In der Anfangszeit hat sich die Wissenschaft beim Hanf nur auf die Cannabinoide konzentriert, bis immer deutlicher wurde, dass auch die Terpene eine wichtige Rolle spielen.
Warum sind Terpene so wichtig?
Bei Terpenen handelt es sich um flüchtige Verbindungen, die einen großen Nutzen mit sich bringen. Dies gilt nicht nur für Pflanzen, sondern auch für den Menschen. Bei Pflanzen halten Terpene Schädlinge fern und locken die nötigen Bestäuber an. Bäume können durch die Terpene miteinander kommunizieren. Ganz ähnlich sieht das bei den Cannabinoiden aus, denn es gibt keine zwei Hanfsorten, die die gleichen Terpene haben. Je nach Klima, Cannabissorte und Anbaubedingungen ändert sich ihr Vorkommen und auch ihre Verteilung. Nichtsdestotrotz sind Terpene enorm wichtig, auch wenn sie nur in Spuren vorkommen.
Zu den bekanntesten Terpenen, die vielfach auch in ätherischen Ölen vorkommen zählen:
- Myrcene – wirken muskelentspannend, hemmen Entzündungen und sind stark sedierend
- Limonene – in Zitronen; dienen als Ausgangsstoff für synthetisches THC
- Linalool
- Pinen – wirkt bronchospasmolytisch, antimikrobiell und neurotoxisch
Ein sehr wichtiges Terpen ist das Caryophyllen, das in Hopfen, Nelken, Zimt oder Oregano vorkommt. Man findet es auch im ätherischen Öl von Schwarzem Pfeffer. Es aktiviert die CB2-Rezeptoren im Endocannabinoid-System.
Terpene sind für ein breites Spektrum an Wirkungen verantwortlich. Sie wirken:
- appetitzügelnd
- entspannend
- entzündungshemmend
- krampflösend
- stimmungsaufhellend
Somit haben Terpene eine ähnliche Wirkung wie Cannabinoide, denn sie greifen in ähnliche körperliche Vorgänge ein.
Welchen Effekt haben Terpene?
Nicht nur die Cannabinoide, sondern auch die Terpene wirken auf die Rezeptoren im Körper. Zu den bekanntesten Terpenoiden gehören hier Citral, Kampfer, Steroide und Sterine. In Cannabispflanzen sind aktuelle etwa 200 Terpene bekannt, die je nach Sorte variieren können.
Werden die Terpene Myrcen, Pinen und Caryophyllen kombiniert, dann wirken sie bei Angstzuständen. Eine Kombination der Terpene Linalool und Limonen mit CBD zeigt erste Ergebnisse bei der Behandlung von MRSA.
Wie wirken Flavonoide?
Mit der Nahrung nimmt man diese reichlich auf. Vielfach sind es die Flavonoide, die sowohl für den Geruch wie auch für den Geschmack eines Produktes verantwortlich sind. In erster Linie dienen Flavonoide aber dem Schutz vor der gefährlichen UV-Strahlung. Zum jetzigen Zeitpunkt sind der Wissenschaft etwa 8.000 Flavonoide bekannt und es werden immer mehr. Diese Flavonoide wird sich positiv aus
Die Gründe für den Entourage-Effekt
Im menschlichen Körper befindet sich das Endocannabinoid-System (ECS). Es handelt sich hierbei um ein körpereigenes System von verschiedenen Rezeptoren, die über den ganzen Körper verteilt sind und dafür sorgen, dass der Organismus so gut auf die Wirkstoffe des Hanfs anspricht. Hanfwirkstoffe werden selbst im Körper gebildet. Dies bedeutet, dass die Endocannabinoide den Cannabinoiden des Hanfs entsprechen.
Aus diesem Grund reagiert das Endocannabinoid-System auf Cannabinoide und Terpene, die von außen dem Körper zugeführt werden und aktiv auf die Rezeptoren zugreifen. Dadurch wird das komplette ECS beeinflusst. Wie wirksam CBD-Öl letztendlich ist, hängt immer von den Inhaltsstoffen ab.
Alle Hanfwirkstoffe in einem Vollspektrum CBD-Öl
Befasst man sich näher mit dem Thema CBD-Öl, liest man immer wieder den Begriff Vollspektrum. Doch was hat es damit auf sich? Bei einem Vollspektrum-Extrakt bleiben während der Produktion alle Wirkstoffe des Hanfs erthalten. Dennoch sollte das CBD-Öl auch weitere Cannabinoide, Flavonoide und Terpenoide enthalten. Gerade das Vollspektrum-Extrakt stellt eine reichhaltige Quelle für Flavonoide dar. Letztendlich hängt es von der Hanfsorte ab, wie viel davon in dem Öl verarbeitet wird. Es gibt Hanfsorten, die speziell gezüchtet werden und die extra viel CBD enthalten. Aber hier ist Vorsicht geboten, denn viel CBD kann auch bedeuten, dass künstlich ein Isolat zugesetzt wurde.
Warum wirkt ein Isolat nicht wie Vollspektrum?
Um ein Isolat herzustellen wird das benötigte CBD von anderen Hanfbestandteilen isoliert. Übrig bleibt ein CBD ohne weitere Cannabinoide und vor allen Dingen ohne Terpene. Sicherlich muss dies nicht schlechter sein. In vielen Studien, die sich damit beschäftigen wurde bestätigt, dass sich mit einem Isolat höhere Dosierungen realisieren lassen, was bei einigen Patienten auch hilft. Legt man jedoch Wert auf die komplette Bandbreite der Hanfwirkstoffe, sollte man immer zu einem Vollspektrum greifen.
Sicherlich gibt es auch CBD-Öle, die nicht ganz ohne ein Isolat auskommen, was aber nur auf hoch konzentrierte Öle zutrifft. Der Grund hierfür ist ganz einfach erklärt. Bei natürlichen Züchtungen ist irgendwann das Ende erreicht, wenn es um den CBD-Gehalt geht. Aus diesem Grund muss es dann künstlich zugesetzt werden. Die Rede ist dann auch von einer labortechnisch hergestellten CBD-Reinsubstanz.
Dennoch kann sich auch hier der Entourage-Effekt entfalten, aber nur wenn es sich beim Ausgangsstoff um ein Vollspektrum handelte. Für den Entourage-Effekt ist es wichtig, dass zumindest Spuren von anderen Hanfwirkstoffen enthalten sind, was mit einem reinen Isolat nie erreicht werden kann.
Die richtige Dosierung macht es
Auf den ersten Blick wirken viele der CBD-Produkte verwirrend, was jetzt vielleicht ein wenig verständlicher wird. Weniger kann häufig mehr bewirken. Somit wird klar, dass man wenig bis gar nichts spüren kann, obwohl man viel CBD konsumiert hat. Hat man dagegen allerdings geringe Dosen von einem hochwertigen Vollspektrum-CBD-Öl eingenommen, verspürt man meist sogar mehr. Grund ist hier der Entourage-Effekt, der dem Körper zu einer maximalen Wirkung verhilft.
Ein wichtiges Beispiel für den Entourage-Effekt
Medizinischer Cannabis ist in Deutschland mittlerweile legal. CBD-Öl, welches aus Hanf und nicht aus Marihuana gewonnen wird, darf als Nahrungsergänzungsmittel verkauft werden. Produkte, die THC enthalten sind gesetzlich verboten, außer man würde sie von einem Arzt verschrieben bekommen.
Dennoch gibt es ein Medikament aus Cannabis, welches sowohl CBD als auch THC enthält. Das Medikament hat den Namen Sativex und ist verschreibungspflichtig. Unter besonderen Umständen, wie zum Beispiel einer bestimmten Form der Epilepsie, darf es eingenommen werden. Für alle anderen Fälle ist Sativex nach wie vor illegal.
Sativex enthält rund 48 mg THC, eine sehr hohe Menge, denn bereits nach 10 mg THC kann es zu einer Psychose kommen. Studien haben bewiesen, dass nur 4 von 250 Probanden unter der Verabreichung von Sativex eine toxische Psychose bekommen haben. Zu den Symptomen zählen hier Paranoia, Angstzustände sowie eine Abkapselung von der Realität.
Man fragt sich jetzt unweigerlich, warum so wenig Menschen eine Psychose erlitten haben, wenn sie ein Medikament mit soviel THC verabreicht bekommen haben. Die Erklärung liegt im Entourage-Effekt. In Sativex findet man die gleichen Mengen von THC und CBD, was zu den anti-psychoaktiven Eigenschaften führt. Anders ausgedrückt würde Sativex ohne den Entourage-Effekt nicht funktionieren, denn die Risiken für den Patienten wäre die Zuweisung nicht wert.
Ein weiteres Medikament, das THC in synthetischer Form enthält, ist Marinol. In diesem Medikament sind keine weiteren Cannabinoide und Terpene aus der Cannabispflanze enthalten.
Der Nachweis eines Entourage-Effekts
Es ist immer leicht, Behauptungen aufzustellen, die nicht nachgewiesen werden können. Bei Cannabis sieht das bis jetzt nicht anders aus, denn das Drumherum ist noch zu wenig erforscht, was sich jedoch ändern soll. Insbesondere beim Entourage-Effekt ist die Wissenschaft noch nicht wirklich weit gekommen. Allerdings gibt es eine Reihe von wissenschaftlichen Beweisen, die die Existenz des Entourage-Effekts untermauern können.
Es gibt hierzu eine Reihe von Anekdoten, in denen es heißt, dass ein Vollspektrum-Produkt wirksamer sein soll als eine isolierte Verbindung, also ein CBD-Isolat. Bei einer Anekdote handelt es sich um keine fundierten Beweise und doch gibt es viele wissenschaftliche Forschungen zu diesem Thema.
Der Entourage-Effekt wurde in einer Studie im Jahr 1981 bestätigt. Die beiden Forscher Pickens und Fairbairn haben festgestellt, dass ganze Pflanzenextrakte im Vergleich mit THC um bis zu 330 % mehr an Aktivität produzieren. Sie stellten die Hypothese auf, dass Inhibitor- und Synergisten-Verbindungen der Cannabispflanze zusammenwirken, um eine Wirkung zu erzielen.
1976 wurde der Entourage-Effekt ebenfalls schon erwähnt. In der damaligen Studie wurden 15 Probanden mit THC und CBD in hohen Dosen behandelt. Fast ¾ der Probanden gaben an, dass ihr High-Gefühl stärker war, wenn sie nur THC einnahmen. Sicherlich war dies noch ein echter Beweis, dennoch hat es auf eine eindeutig hemmende Wirkung hingewiesen.
Wie sieht es mit Nebenwirkungen und Wechselwirkungen bei CBD aus?
Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten lassen sich bei der Einnahme von CBD nie ganz ausschließen. Jedoch kann gesagt werden, dass sowohl die Nebenwirkungen wie auch die Wechselwirkungen minimal sind. Allerdings sollte man vor dem Konsum von CBD mit seinem behandelnden Arzt sprechen, wenn man bereits andere Medikamente einnimmt. Die häufigsten Nebenwirkungen und Auswirkungen zeigen sich beim Konsum von CBD in Benommenheit und Schwindelgefühl.
Wie sollte CBD eingenommen werden?
Es gibt verschiedenen Formen, wie man CBD einnehmen kann. Nachweislich ist die Bioverfügbarkeit von CBD bei der oralen oder der sublingualen Einnahme am höchsten. Gerade bei der oralen Verabreichung gelangen die Wirkstoffe besonders schnell in den Blutkreislauf.
Zusammenfassung
Möchte man vom Entourage-Effekt profitieren, dann sollte man beim Kauf darauf achten, dass man ein Vollspektrum-Extrakt erwirbt. Hier sind neben den verschiedenen Cannabinoiden auch Terpene, Flavonoide, Fettsäuren und andere Phytocannabinoide enthalten. Allerdings sollte man sich klar darüber sein, dass auch bei einem Vollspektrum-Extrakt der Entourage-Effekt nicht garantiert werden kann.
Quellen und weiterführende Links
Artikelbild: JETACOM / Bigstock.com
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