Fakten
- Hanf (Faserhanf) zählt zu den ältesten Nutzpflanzen der Welt.
- Der chemische Unterschied zwischen THC und CBD liegt ausschlieĂlich in der Anordnung der Atome.
- Seit dem Jahr 2017 kann THC von einem Arzt in Deutschland verschrieben werden.
Dass die Cannabispflanze eine gewisse Bekanntheit erlangt hat, lässt sich nicht bestreiten. Allerdings gilt sie fßr viele als profane Droge. Nur wer sich ausgiebig mit dieser Pflanze beschäftigt, hat schnell entdeckt, dass es nicht nur ein Rauschmittel ist, sondern eine Heilpflanze, die ein weites Spektrum an Erkrankungen lindern kann. In einer Pflanze sind unzählige Cannabinoide enthalten. Die bekanntesten sind THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol). Diese beiden Substanzen unterscheiden sich nicht nur im Namen. Es gibt grundsätzliche Unterschiede bei diesen Wirkstoffen.
Die Unterschiede
CBD gewinnt man aus Hanf, meist Nutzhanf (weibliche Pflanze) durch Extraktion. THC kommt in Marihuana vor und ist eine psychoaktive Substanz, die dem Konsumenten den beliebten Rausch verschafft. Dies ist der erste, grundlegende Unterschied. Die Wirkungsweise von CBD hat ihren Schwerpunkt eher in der Medizin und kann als eine Art Arzneimittel verstanden werden.
Hier ein grober Ăberblick der Unterschiede:
CBD | THC |
---|---|
keine psychoaktive Wirkung (kein Rauschzustand) | psychoaktive Wirkung |
ist legal | schmerzlindernd |
Darreichungsformen verschieden, von Ălen bis hin zur Kapsel | antiseptisch |
wird als Arzneimittel verwendet | kommt am stärksten in den Blßten der Hanfpflanze vor (Weed) |
ist frei verkäuflich | ist illegal |
Beide Wirkstoffe kommen aus der Pflanzengattung Cannabis, es gibt jedoch unterschiedliche Sorten, Hanf und Marihuana zum Beispiel. Hanf enthält weniger als 3 % THC, dafĂźr einen groĂen Anteil an CBD. Marihuana hingegen enthält Ăźber 20 % THC und hat damit die eindeutig grĂśĂere Rauschwirkung auf den Konsumenten.
Hanf ist zudem eine Nutzpflanze, aus ihr werden auch Seile oder Bekleidung hergestellt. Unter anderem ist Hanf auch eine der ältesten Nutzpflanzen der Erde. Hanf wird als Bestandteil von Tee, Zahnpasta oder Kaugummi verwendet.
Um einen grĂśĂeren THC-Gehalt zu erlangen, kann aus der weiblichen Hanfpflanze Haschisch hergestellt werden. Dazu wird das Harz der Pflanze extrahiert und gepresst. Bekannt ist diese Art Droge auch als Hasch, muss aber von Marihuana unterschieden werden, da es sich hierbei um eine andere Herstellung handelt und andere Pflanzenteile enthält. Eine weitere Art, Hanfbestandteile als Droge zu extrahieren, ist die Gewinnung einer pudrigen Substanz aus den Trichomen (Pflanzenhaare) der Pflanze, Kief genannt.
Man muss also auch hier klar unterscheiden: THC-Produkte sind Drogen und somit illegal (auĂer medizinische Artikel) und CBD-Produkte finden ihren Platz in der Gesundheitsbranche.
CBD und THC â wie wirkt es sich auf die Gesundheit aus?
NatĂźrliche Medikamente werden immer populärer. Nicht immer sind sie als Medikamente in Deutschland zugelassen und gelten hierzulande als Nahrungsergänzungsmittel (NEM). Dazu mĂźssen diese Wirkstoffe näher betrachtet werden. Ihre Wirkung wird im Gehirn frei gesetzt. Sie wirken auf die Cannabinoid-Rezeptoren. Dies sind die Bindungsstellen fĂźr Cannabinoide auf Nervenzellen, auch Endocannabinoid-System genannt. Das heiĂt, unser Nervensystem reagiert auf diese Substanzen.
Die Regionen in unseren Gehirnen, in denen diese Rezeptoren unter anderem vorkommen, sind teilweise wichtig fßr unser Gedächtnis. Einige Studien haben ergeben, dass ein Cannabinoid-Rezeptor (es gibt zwei, VB1 und CB2) zuständig fßr das LÜschen negativer Erinnerung sein kÜnnte. Dieses Ergebnis kÜnnte zu enormen Durchbrßchen im Bereich der Angstforschung fßhren. Es ist teilweise medizinisch bestätigt, dass CBD und THC AngststÜrungen lindern und SchlafstÜrungen beheben kÜnnen.
Da die MolekĂźlstruktur von THC und CBD nicht identisch ist und beide Wirkstoffe anders auf die Rezeptoren wirken, kommt es auch zu unterschiedlichen Wirkungen der Cannabinoide im KĂśrper.
THC interagiert sofort mit dem CB1-Rezeptor und verursacht das GefĂźhl âhighâ zu sein. CBD kann sich nicht direkt mit dem CB1-Rezeptor verbinden, es wirkt indirekt. Inzwischen haben Studien ergeben, dass CBD die Wirkung von THC sogar aufheben kann. Auch wenn THC viele positive Vorteile fĂźr die Gesundheit hat, so ist die psychoaktive Wirkung nicht wĂźnschenswert. CBD hat ebenso viele gesundheitsfĂśrdernden Eigenschaften, nur ohne Psychoaktivität und ist daher die gesĂźndere Alternative.
Medizinisch ist es belegt, dass beide Stoffe hervorragende Wirkungen auf den KÜrper haben kÜnnen. Sie finden Einsatz bei verschiedensten Krankheiten. Vor allem in der Krebsbehandlung findet THC Anwendung, sowie bei SchlafstÜrungen oder AngststÜrungen. CBD wird bei einigen Formen von Epilepsie angewendet, aber auch bei Schmerzen, Depressionen und entzßndlichem Darmsyndrom. In den USA wurde 2018 ein Medikament (Epidiolex) erstmals fßr Kinder zugelassen, welches CBD als Hauptbestandteil enthält, um eine sehr seltene Form von Epilepsie zu behandeln, das sogenannte Dravet- Syndrom.
THC in Form von Medikamenten kann in Deutschland nur bedingt und fĂźr spezielle Patienten verschrieben werden.
Nebenwirkungen von THC und CBD?
THC macht âhighâ, diese Empfindung wird meist positiv von vielen Konsumenten wahrgenommen, kann aber schnell auch ins Negative umschlagen. Verlust der Konzentration tritt ein, AngststĂśrungen kĂśnnen auftreten und auch Halluzinationen, kognitive und psychomotorische StĂśrungen kĂśnnen die Folge des Konsums sein. KĂśrperliche Nebenwirkungen zeigen sich meist in Form von MĂźdigkeit, Herzrasen und Schwindel. Auch der âFressflashâ gehĂśrt zu den Nebenwirkungen, ungezĂźgelter Appetit.
Vorbelastete Personen kÜnnen Gefahr laufen, einen Herzinfarkt zu bekommen. Allerdings gab es noch keine Berichte ßber Todesfälle nach Cannabiskonsum. Weiterhin macht der langfristige Konsum von THC psychisch abhängig.
Die WHO hat im Jahr 2017 eine Studie zum Thema CBD herausgebracht, mit dem Ergebnis, dass CBD in der Regel keine Nebenwirkungen verursacht.
Langzeitstudien zu Nebenwirkungen von CBD gibt es noch nicht. Auch wenn es bereits Studien gibt, die Nebenwirkungen so gut wie ausschlieĂen. Grundsätzlich sollte jede Einnahme mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden. Da CBD appetitzĂźgelnd wirkt, sollten Patienten mit EssstĂśrungen Vorsicht walten lassen. Ebenfalls kann es in der Schwangerschaft nicht begĂźnstigend auf die Plazenta wirken. Auch Patienten mit Leberproblemen sollte ihren Arzt befragen. Wechselwirkungen von CBD mit anderen Medikamente kann es durchaus geben. Hervorzuheben sind Herz-Kreislaufmedikamente, Magensäurehemmer, einige Schmerzmittel und Gerinnungshemmer.
Vor Einnahme von CBD sollte immer der Arzt zurate gezogen werden.
CBD und THC â Legalität
Fakt ist, dass keine private Person in Deutschland Nutzhanf anbauen darf, egal wie gering der THC-Gehalt dieser Pflanze ist. Damit verstĂśĂt er gegen das Betäubungsmittelgesetz (Btmg). Wann eine Legalisierung in Deutschland erfolgen wird, ist aus heutiger Sicht noch nicht abzuschätzen. Ein Bauer zum Beispiel kann Nutzhanf anbauen, da aus dieser Pflanze auch Kleidung gefertigt werden kann. In den meisten Ländern, in denen Marihuana-Anbau verboten ist, ist auch fĂźr private Personen der Anbau von Hanf verboten. CBD-Produkte sind in Deutschland allerdings legal zu erhalten, weil es unter die Nahrungsmittelergänzungen fällt, solange das CBD aus Nutzhanf gewonnen wird und einen THC-Gehalt von unter 0,02 % enthält.
Produkte, die THC oder CBD enthalten
Am häufigsten werden CBD-Ăle, HanfĂśle oder CannabisĂśle im Handel angeboten. Der Hauptbestandteil pflanzlicher Ăle sind Terpene, dies sind sekundäre Inhaltsstoffe in Pflanzen. Das Zusammenspiel zwischen Terpenen und Cannabinoiden erzeugt den âEntourage-Effektâ und beschreibt das Zusammenspiel dieser beiden Stoffe. Durch die Kombination beider wird die Wirkung im KĂśrper optimiert. Auch Geruch und Geschmack sind gewĂśhnungsbedĂźrftig. Der Geruch erinnert an feuchte Erde oder Moos und der Geschmack an bittere Medizin. Dies schreckt die Verfechter von CBD-Produkten aber nicht ab, im Gegenteil: CBD-Produkte werden als ânovel foodâ gefeiert, auch wenn es in Deutschland nur ein NEM ist.
Die Ăle werden aus den Hanfsamen gepresst. Meist werden nur kleinere Mengen (10 ml) im Handel angeboten, in Fläschchen mit Pipette. GrĂśĂere AbfĂźllungen gibt es aber natĂźrlich auch. Oft ist der Begriff Vollspektrum zu lesen, damit wird die Qualität des Produktes beschrieben.
Eine Ăbersicht an CBD-Produkten:
- Ăle
- Kristalle
- Cremes
- Gels
- Gummibärchen
- Kapseln
Unbedingt die Einnahmeempfehlungen bei CBD-Ware auf den Verpackungen beachten oder auf der Internetseite des Herstellers.
THC-Produkte sind ausschlieĂlich Ăźber den Arzt zu beziehen. Es gibt weltweit Hersteller, die je nach THC-Bedarf, Produkte nach Deutschland einfĂźhren dĂźrfen. Es sind meist 5 â 10 Gramm Dosen, deren Inhalt aus granulierten, getrockneten BlĂźten besteht und an Apotheken ausgegeben werden.
Eine Ăbersicht an THC-Medikamenten:
- Canemes
- Sativex
- Dronabinol
Diese Medikamente werden an schwerkranke Menschen ausgegeben, die mit Krebs, Epilepsie oder MS zu kämpfen haben. Nur in diesen Bereichen wurden Studien durchgefßhrt und die Medikation mit THC als hilfreich angesehen.
Zusammenfassung
Auch wenn Hanfgewächse nahezu identisch aussehen oder in den chemischen Zusammensetzungen ähnlich scheinen, so ist die molekulare Zusammensetzung ausschlaggebend, um von einer berauschenden Droge zu einem Medikament zu werden. Wer sich mit dem Betäubungsmittelgesetz auseinandersetzt und sich mit seinem Arzt beratschlagt, kann auĂerordentlichen Nutzen aus CBD und THC ziehen, aber nur nach vorheriger, detaillierter Recherche und gesundem Menschenverstand.
Quellen und weiterfĂźhrende Links:
- https://www.tk.de/techniker/gesundheit-und-medizin/behandlungen-und-medizin/nebenwirkungen-akut-langfristig-2032616
- https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/cbd-oel-gesundheit-rechtslage-1.4413846
- https://www.pharmazeutische-zeitung.de/arzneistoffe/daten/2011/tetrahydrocannabinol-und-cannabidiolsativexr642011/
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